PK-Versicherung |
10.01.2012 13:16:38
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3-fache Kosten und 1/3 Ertrag
Kolumne

In der Hoffnung auf Sicherheit lassen kleine Firmen ihre Pensionskasse von Lebensversicherern verwalten. Das implizite Sicherheitskonzept ist wegweisend für ein paar Fachexperten der Vorsorgebranche. Der Preis für die schwache Aussicht, in Krisen ohne Sanierungsmassnahmen über die Runden zu kommen, ist hoch.
Ende Jahr werden im Zuge der anhaltenden Krisen wieder zahlreiche Vorsorgeeinrichtungen eine Unterdeckung ausweisen. Falls die Märkte nicht rechtzeitig drehen und die finanzielle Lage wieder ins Lot bringen, könnten sie gezwungen sein, nebst ordentlichen Beiträgen vorübergehend Sanierungsbeiträge zu erheben. Davor fürchten sich kleine Firmen. Auf der Suche nach Sicherheit schliessen sie sich Sammelstiftungen von Lebensversicherungsgesellschaften an. Diese übertragen sämtliche Gelder und Risiken auf ihren Versicherer.
Die Lebensversicherer garantieren ihren Sammelstiftungen die gesetzlichen Leistungen. Mit dem Vermerk, dass im Vollversicherungskonzept nie Sanierungsmassnahmen notwendig wären, reklamieren sie eine führende Rolle in der Berufsvorsorge für KMU. Ihre Manager und Aktionäre sollen nach dem Willen der Politik über die Legal Quote für die gebotene Sicherheit gebührend entschädigt werden. Aber was ist der Preis aus Sicht der versicherten Arbeitnehmer?
Die Kosten des Vorsorgegeschäfts der Lebensversicherer können den offiziellen Daten bei der Finma entnommen werden. Unter www.risiko-rating.ch erfolgt eine entsprechende Bewertung von Vollversicherern. Das Ranking kann für KMU eine nützliche Orientierungshilfe sein. Die schiere Höhe und Verwendung der Beiträge zeigen aber ein desaströses Bild dieses Sicherheitsmodells. Von 100 Franken Beitrag benötigen die Versicherer im Mittel 22 Franken für die Verwaltung und besagte Garantiestellung. Den versicherten Personen verbleiben nur noch 78 Franken. Ohne Versicherung verblieben ihnen 93 von 100 Franken.
Der Preis für die vermeintliche Sicherheit (Tatsächlich korrigieren Lebensversicherer ihre Leistungsgarantien mit abnehmenden Zinsen und zunehmender Lebenserwartung nach unten) ist immens. Anders ausgedrückt: Zur Abwehr von temporären Sanierungsbeiträgen fallen im Garantiemodell unaufhörlich ausserordentliche Beiträge an. Diese gehen voll zu Lasten von niedrigen Sicherheitserträgen (Versicherer investieren äusserst „risikoarm“, vor allem in ertragslose Risiken), die nur zu rund einem Drittel an die Stiftungen weiter gegeben werden. Diese mageren Erträge, verbunden mit den exorbitanten Verwaltungs- und Sicherheitskosten, lassen erahnen, wohin die von Fachexperten jüngst geforderte verschärfte Risikokontrolle von Vorsorgeeinrichtungen führt.
Nach dem vorgeschlagenen Sicherheitskonzept müssen sich künftig die Pensionskassenerträge an den Zinsstrukturkurven orientieren und anhand von Stresstests sollen Unterdeckungen bereits im Ansatz vermieden werden. Mit diesem Ansinnen zwingen die Fachexperten alle Pensionskassen in ertragsarme Anlagen. Sie brechen damit das Rückgrat des Kapitaldeckungsverfahrens. Für eine an sich unnötige Glättung von temporären Schwankungen wird das lebenswichtige, langfristige Ertragspotential geopfert. Entgegen der Einschätzung dieser Experten würde damit die Sicherheit der Anlagen aber nicht erhöht. Auch die ertragsarmen Anleihen und Obligationen bergen Schwankungs-, vor allem aber extrem hohe Ausfall-Risiken. Zudem bieten sie keinerlei Schutz vor der schleichenden Entwertung durch Inflation.
Die Priorisierung der Schwankungen und ihre untaugliche Absicherung mit „risikolosen“ Anlagen entziehen den Unternehmen einer aufstrebenden Volkswirtschaft dringend benötigte Spargelder. Gleichzeitig zerstört der Paradigmawechsel bewährte sozialpolitische Gepflogenheiten, indem er nicht nur das Leistungsniveau der 2. Säule generell senkt sondern auch die Renten den Launen der Märkte aussetzt. Doppeltes Pech, wenn bei der Pensionierung die finanziell geschwächte Pensionskasse zufällig auch noch in einem Anlageloch sitzt. Wenn künftig an Stelle der Vorsorgeeinrichtung die Renten schwanken, ist die viel gepriesene Generationensolidarität dahin. Dass die betroffenen Arbeitnehmer dieser weder wirtschaftlich noch sozial überzeugenden Zielverschiebung ihrer beruflichen Altersvorsorge zustimmen, kann höchstens mit gezielter politischer Desinformation erreicht werden.
Herbert Brändli, Gründer und Verwaltungsratspräsident der B+B Vorsorge AG
Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schliesst jegliche Regressansprüche aus.
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