stocksDIGITAL |
19.01.2014 08:00:00
|
Spielverderber unter Optimisten
Mit einer vom Konsens abweichenden Prognose lässt Harald Preissler aufhorchen. Der Chefökonom der Bantleon Bank erwartet 2014 wieder klar tiefere zehnjährige deutsche Anleihenrenditen.
Mit Blick auf den Obligationenmarkt sind sich die Analysten weitgehend einig. Sie rechnen mehrheitlich mit steigenden Renditen. Einer Bloomberg-Umfrage unter 16 Ökonomen zufolge werden zehnjährige deutsche Bundesanleihen Ende 2014 wieder 2,25 Prozent abwerfen. Geht die Prognose auf, wäre damit dann das höchste Niveau seit November 2011 erreicht. Mit etwas weiter steigenden Renditen rechnet auch Harald Preissler. Allerdings gilt diese Vorhersage des Chefökonomen und Leiters Anlagemanagement der Bantleon Bank nur für die ersten Monate im neuen Jahr. Bis zum zweiten Quartal kann er sich einen Renditeanstieg bis auf 2,25 Prozent vorstellen. Zumindest liessen das die verbesserten Konjunkturdaten sowie die etwas weniger expansive Geldpolitik der US-Notenbank erwarten. Das spreche zunächst auch für noch etwas weiter steigende Aktienmärkte.
Konjunkturindikatoren vor Topbildung Doch damit enden dann auch schon die Gemeinsamkeiten zum Analystenkonsens. Denn für das zweite Halbjahr ist Preissler deutlich weniger optimistisch. Dazu bringt ihn nicht der Blick in die Kristallkugel, sondern die Analyse der hausintern entwickelten konjunkturellen Frühindikatoren. «Diese sind alle bereits recht hoch und vollziehen langsam eine Topbildung», verrät der vom Zuger Bantleon-Sitz aus arbeitende Deutsche. Zudem dürften über die Geldmenge keine grossen stimulierenden Impulse mehr kommen und die bereits etwas gestiegenen Renditen die Konjunktur zusammen mit dem festen Euro mit Verzögerung ebenfalls leicht bremsen. Eine solche Entwicklung könnte für Ernüchterung unter den Marktteilnehmern sorgen und dadurch auch wieder zu einer grösseren Nervosität führen. Ein Szenario, das dem rund 12,5 Milliarden Franken verwaltenden Anleihemanager Bantleon als Spezialist für sicherheitsorientierte Kapitalanlagen wie schon in den erfolgreichen Vorjahren in die Hände spielen würde. «Momentan setzt niemand mehr auf sichere Häfen. Das dürfte sich aber ändern. Umschichtungen sollten die Renditen in den Bereich von 1,50 bis 1,30 Prozent drücken. Das Tief dürfte dabei im vierten Quartal erreicht werden.» Renditen unter dem im Juli 2012 bei 1,17 Prozent aufgestellten Rekordtief erwartet er aber nicht mehr.
Preissler betont zudem, seine Prognose beruhe nicht auf Schwarzmalerei. Mit einer Rezession rechnet man bei Bantleon jedenfalls nicht. «Wir wittern keine neuen strukturellen Probleme. Es handelt sich nur um ein klassisches Durch- schnaufen. Das könnte zwei, maximal vier Quartale dauern. Danach sollte es weiter aufwärts gehen.» In dieser Phase könnten auch die Aktienkurse um rund 20 Prozent abtauchen. Gold könnte jedoch in seiner Funktion als sicherer Hafen profitieren. Dafür spreche auch der enge Zusammenhang, den der Goldpreis typischerweise zum Realzins aufweise. Wenn wie ebenfalls erwartet auch in den USA die Renditen wieder etwas zurückkommen, wäre das negativ für die Realzinsen und folglich stützend für den Goldpreis.
Ende des Niedrigzinsumfeldes nicht in SichtInteressanterweise traut Preissler den Anleihen aus den Peripherie-Staaten mittelfristig eine weitere Spread-Einengung zu. So könne sich der Renditeaufschlag, den zehnjährige italienische Staatsanleihen gegenüber ihren deutschen Pen- dants aufweisen, langfristig noch bis auf 1 Prozentpunkt verringern. Momentan beträgt diese Spanne rund 2 Prozentpunkte. Wohin die Reise dann auf dem tieferen Niveau gehe, hänge von der weiteren konjunkturellen Entwicklung in der Peripherie ab.
Kurzfristig betrachtet, stünden allerdings alle Prognosen unter dem Vorbehalt, was das Bundesverfassungsgericht zum Euro-Rettungsschirm entscheide. Zu einem Urteil könne es noch im Januar kommen, und eine Überraschung könnte wieder zu Verwerfungen bei den Renditedifferenzen führen. Unabhängig von externen Einflüssen sieht Preissler keinen Grund, an der hausinternen Langfristprognose zu rütteln, wonach das Niedrigzinsumfeld noch mehrere Jahre bestehen bleiben wird. «Das ist zusammen mit geringeren Wachstumsaussichten schon seit 2005 unsere Meinung. Dabei bleibt es, zumal dafür in Europa auch das als Wachstumsbremse fungierende demografische Umfeld spricht.»
Jeden Freitag bringt der kostenlose Newsletter «stocksDIGITAL» Anlagetipps und Anlagestrategien auf den Punkt. Kurz. Konkret. Interaktiv. Egal ob Einzeltitel, Fonds, ETF oder strukturierte Produkte: Wir analysieren und fassen alles leicht verständlich in einem PDF mit vielen interaktiven Links zusammen. Hier kostenlos abonnieren
Meistgelesene Nachrichten
Börse aktuell - Live Ticker
Investoren schütteln neue Zölle auf Pharmaprodukte ab: SMI geht höher ins Wochenende -- Letztlich Gewinne beim DAX -- US-Börsen zum Handelsende in Grün -- Asiens Börsen schliessen tieferDer heimische Aktienmarkt zeigte sich am Freitag höher. Der deutsche Aktienmarkt verzeichnete ebenfalls Gewinne. Die US-Börsen notierten zum Wochenschluss höher. Die wichtigsten Handelsplätze in Fernost schlossen am Freitag mit Verlusten.
Top-Rankings
finanzen.net News
Datum | Titel |
---|---|
{{ARTIKEL.NEWS.HEAD.DATUM | date : "HH:mm" }}
|
{{ARTIKEL.NEWS.BODY.TITEL}} |