12.09.2025 12:20:40
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MARKT-AUSBLICK/Fed kann Börsen-Kartenhaus zum Einsturz bringen
DOW JONES--Eine mit Spannung erwartetete Woche liegt vor den Börsen. Mit der Fed-Entscheidung über eine Zinssenkung steht am Mittwoch das wichtigste Ereignis des Monats an. An einer Senkung um 25 Basispunkte gibt es angesichts der nicht ganz so schlimmen US-Inflationsdaten kaum Zweifel. Die grosse Frage ist allerdings, wie geht es danach weiter? Denn die Märkte preisen mit ihrer Rally nicht nur eine einzige Senkung ein, sondern gleich den Beginn eines grossen Zinssenkungszyklus.
Ob diese Rechnung bei steigender Inflation aufgeht, ist fraglich. Und falls es dennoch dazu käme, könnte den Märkten das Motiv nicht gefallen, nämlich eine viel zu schwache US-Wirtschaft. Die künftige Richtung bei Dow, DAX & Co hängt damit allein an Inhalt und Wortwahl von US-Notenbankchef Jerome Powell. Sollte er "Wirtschaft" stärker betonen als "Inflation", dürfte es an den Börsen bergab gehen.
Übergeordnet reden sich die Märkte weiter ein, dass der gefürchtete Inflationsdruck durch die Trump-Strafzölle nicht so stark ausgefallen sei, wie befürchtet. Dabei liegen jetzt erst Preisdaten für den Monat August vor. Volkswirte hatten jedoch schon seit dem Zollstart im Frühjahr betont, dass sich deren Spuren erst mit den September-Daten und später zeigen würden. Schliesslich brauchen Preise viele Wochen, um sich durch die verschiedenen Verarbeitungsstufen einer Volkswirtschaft zu fressen.
Börsen reden sich Folgen der US-Inflation schön
Dennoch reagierten die Börsen erleichtert, als die jüngsten US-Erzeugerpreise (PPI) für August um 2,6 Prozent zum Vorjahr zulegten. Immerhin eine Entschleunigung gegenüber dem Vormonat von 3,3 Prozent. Börsianer führen dies gerne als Beweis an, dass die Trump-Zölle nicht belasten. Gerne übersehen wird dabei aber, dass sie nur die binnenländischen Preise messen, also ab dem Verlassen des ersten Fabriktores in den USA. Als Messlatte für die Zollauswirkungen sind sie untauglich. Wirklich spannend wird es daher erst am Dienstag mit den US-Importpreisen - sie zeichnen dann das ungeschminkte Bild der höheren Kosten.
Strategen weisen allerdings darauf hin, dass auch sie nur ein aufgehübschtes Bild der Realität zeigen: Denn die jüngsten Wirtschaftsdaten aus China offenbarten einen Einbruch bei Aufträgen und Produktion für den US-Export. Die geringe Preismacht der chinesischen Hersteller dürfte daher für künstlich gedrückte Preise gesorgt haben, die den Zolleinfluss dämpfen. Die wahren Schäden der Trump-Zölle würden sich dann nicht in den Preisen, sondern einem Rückgang der Produktion zeigen - für Volkswirtschaften ein noch grösseres Desaster.
Preise entfernen sich immer weiter vom 2-Prozentziel
Der Endverbraucher merkt die Folgen des Zollchaos dagegen deutlich: Die Verbraucherpreise (CPI) in den USA stiegen um 2,9 Prozent zum Vorjahr und beschleunigten sich damit gegenüber dem Vormonat. Die Bereitschaft der US-Unternehmen, die Zölle auf Kosten der eigenen Marge abzufedern, lässt immer weiter nach, je näher ihre eigenen Quartalsberichte rücken.
Richtig putzig wird die Argumentation der Freunde von Zinssenkungszyklen beim Blick auf die konkreten Daten: Denn eine Drei vor dem Komma ist keine Zwei vor dem Komma. "Die Verbraucherpreise entwickeln sich nicht in die richtige Richtung", sagt unter anderem Marktstratege Tony Welch von SignatureFD, da sich die Inflation mit nahe 3 Prozent vom 2-Prozentziel der Fed entferne, statt sich anzunähern.
Erschütternde Wirklichkeit - US-Wirtschaft schwächer als erhofft
Realisten heben daher immer wieder hervor, dass es in Wirklichkeit keinen Grund für Zinssenkungen gebe - mit Ausnahme des US-Arbeitsmarkts. Denn dieser offenbarte die wirkliche Überraschung aus der vergangenen Woche, denn das gesamte Börsen-Narrativ des vergangenen Jahres entpuppt sich als Potemkinsches Dorf: Die Abwärtsrevision um 911.000 Stellen zeigte eine schon seit langer Zeit deutlich schwächere US-Wirtschaft. Die Börsen ignorieren das bewusst mit dem Verweis auf steigende US-Indizes wie den S&P-500. Der wird allerdings nur von Technologie-Unternehmen dank des KI-Hypes nach oben gezogen.
Auf ganzer Breite sieht es dagegen erschütternd aus in den USA: Deutlich zeigt das nur der Russell-2000-Index der kleinen und mittleren Unternehmen, der schon seit rund vier Jahren nur in einer breiten Seitwärtsbewegung läuft. Ein schwacher US-Arbeitsmarkt wegen schwacher US-Wirtschaft könnte dann tatsächlich ein Anlass für die Fed werden, die Zinsen laufend zu senken - nur dürften die Börsen den mit schwacher Wirtschaft verbundenen Fall der Unternehmensgewinne nicht mögen.
Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com
DJG/mod/flf
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