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25.11.2025 16:27:12
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Warum Bitcoin fällt: Eine Analyse der aktuellen Preiskorrektur
Kolumne
Bitcoins rasanter Wertverlust auf etwa 90'000 USD hat auf dem Mark für Aufsehen gesorgt. Experten sehen darin jedoch keine fundamentale Trendwende, sondern eine liquiditätsgetriebene Korrektur, verstärkt durch flache Orderbücher und restriktive US-Dollar-Liquidität
Mikrostruktur: Die Liquiditätslücke
Viele grosse Market Maker haben zuletzt ihr Risiko reduziert, wodurch die Tiefe der Orderbücher stark gesunken ist. Das bedeutet: Selbst kleine Verkaufsaufträge können mehrere Preisstufen durchbrechen, und wichtige Unterstützungszonen brechen bei geringem Handelsvolumen. Bitcoin hat nun erstmals in diesem Zyklus sowohl den 200-Tage- als auch den 360-Tage-Durchschnitt unterschritten. Der Relative Strength Index (RSI) liegt bei rund 33 und nähert sich damit überverkauftem Terrain, ohne ein klares Umkehrsignal zu geben. Dies deutet auf ein Umfeld von «keine Gebote» statt «starker Verkaufsdruck» hin. Diese Marktfragilität deckt sich mit der Beobachtung, dass Lücken in den Bilanzen der Market Maker zu flachen Orderbüchern geführt haben, was Preiswirkung und Volatilität verstärkt.
Makroökonomisches Umfeld: US-Liquidität im Fokus
Bitcoin wird heute stärker von der US-Liquidität bestimmt als von der Stimmung der Anleger. Das interne Liquiditätsumfeld in den USA ist derzeit stark restriktiv: Die Fed zieht aktuell Geld aus dem System ab (Quantitative Tightening), die Renditen bleiben hoch und geplante Zinssenkungen sind vorerst vom Tisch. Zudem hat der Regierungsstillstand die Mittelzuflüsse im Treasury General Account (TGA) blockiert und somit fiskalische Liquiditätsinjektionen eingeschränkt. Der Kampf an der Oberseite der Preisspanne ist daher kein Versagen von Narrativen, sondern eine direkte Folge mangelnder Dollar-Liquidität.
Kapitalflüsse: Vorsicht und Rotation
Daten zu Kapitalflüssen bestätigen diese vorsichtige Haltung: Spot-Bitcoin-ETFs, die als sauberster Indikator für die Risikobereitschaft institutioneller US-Anleger gelten, verzeichnen kontinuierliche Abflüsse, die kürzlich täglich 800 bis 900 Millionen USD erreichten. Gleichzeitig fliesst Kapital in andere Wachstumsbereiche, wie etwas Künstliche Intelligenz (KI) und Halbleiter. In einem Umfeld mit begrenzter Liquidität wird Kapital naturgemäss in jene Anlageklasse gelenkt, die das stärkste Beta aufweist - in diesem Jahr ist das eindeutig KI, nicht Krypto. Dies ist kein Abbruch, sondern eine Rotation in einem liquiditätsarmen Umfeld.
Die nächste Rallye: Warten auf die nächste Liquiditätsexpansion
Kurzfristig wird die Kombination aus reduzierter Market-Maker-Tiefe und enger US-Dollar-Liquidität weiterhin Volatilität und Marktkorrekturen verstärken. Mittel- bis langfristig hängt die Entwicklung von Bitcoin entscheidend von einem makroökonomischen Faktor ab: der möglichen Einführung von Quantitative Easing (QE) in den USA. Angesichts steigender US-Staatsschulden, zunehmender fiskalischer Ausgaben, der angespannten Dynamik zwischen Angebot und Nachfrage bei Staatsanleihen sowie potenzieller politischer Anreize erscheint eine Rückkehr zu QE zunehmend unvermeidlich. Einzig der Zeitpunkt bleibt eine Unsicherheit.
Ein technisches Signal für eine mögliche Erholung wäre, wenn Bitcoin die Zone von 102’000 bis 103’000 USD zurückerobert, was dem 360-Tage-Durchschnitt entspricht. Allerdings wäre dies eher eine Folge verbesserter makroökonomischer Rahmenbedingungen und nicht die eigentliche Ursache einer nachhaltigen Rallye. Vor Beginn dieser entscheidenden Liquiditätsexpansion wird den Marktteilnehmern geraten, Positionskontrolle und geringe Hebelwirkung gegenüber aggressiven Richtungswetten zu priorisieren, in einem Markt, der durch geringe Tiefe und dadurch hohe Empfindlichkeit gegenüber selbst kleinsten Bewegungen geprägt ist.
Von Ignacio Aguirre Franco, CMO bei Bitget
Ignacio Aguirre Franco ist Chief Marketing Officer (CMO) bei der Kryptowährungsbörse Bitget. Er bringt über fünfzehn Jahre Erfahrung in Technologie-, Fintech- und Blockchain-Unternehmen mit. Er war unter anderem in leitenden Marketingpositionen bei Adobe, SAP oder Lenovo tätig. Zuletzt verantwortete er die globale Marketingstrategie von Scorechain. Ignacio verbindet technisches Know-how mit strategischem Marketing und setzt sich für Innovationen im Blockchain- und Web3-Bereich ein. Er verfügt über einen Masterabschluss in Digital Strategy und E-Commerce von der ISDI - Digital Business School und ein Zertifikat des MIT im Bereich Digital Marketing Analytics.
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